Der nördlichste Punkt Deutschlands

Etappe 42: Hörnum auf Sylt - Lister Ellenbogen 39 km

Es ist vollbracht! Nach exakt 7 Wochen, 42 Etappen und insgesamt 1690 Kilometern haben wir unser Ziel, den nördlichsten Punkt Deutschlands, erreicht. Wir haben kaum Worte, um zu beschreiben, was für ein Gefühl das ist. Wenn man sich vorstellt, dass wir Anfang Juni, am Haldenwanger Eck, dem südlichsten Punkt Deutschlands, auf knapp 1900 Metern Höhe standen und um uns herum der Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Alpen fiel. Jetzt schauen wir aufs weite Meer und sitzen vor einem kleinen Holzschild am Rande einer Düne, auf dem geschrieben steht „Herzlich willkommen am nördlichsten Punkt Deutschlands“. Es ist wirklich der absolute Wahnsinn. Waren das wirklich wir, die Deutschland mitsamt Baby komplett durchquert haben? Wir wissen zwar, dass wir tatsächlich am Ziel sind, begreifen, was wir damit Großartiges geschafft haben, werden wir vermutlich erst später. 
Das nördlichste Baby Deutschlands.
In unserer Unterkunft in Hörnum hatten wir wunderbar geschlafen. Wir sind unserer Gastgeberin Marianne wirklich unendlich dankbar dafür, dass sie uns so kurzfristig und unkompliziert, ein Dach über dem Kopf geboten hat. Ohne sie, hätten wir womöglich nicht mit dem Schiff nach Sylt anreisen können. Am Morgen mussten wir uns natürlich noch einmal ausdrücklich dafür bedanken, dass sie unsere Tour damit so toll unterstützt hat. Zusammen haben wir ihr auch noch über unsere Tour berichtet und wie alles bisher gelaufen ist. Danach mussten wir uns verabschieden, da unserer letzte Etappe auf uns wartete. Es schien so, als wollte der Wettergott sein Bestes tun, um uns alles so angenehm, wie möglich, zu machen. Über Nacht hatte es geregnet, sodass es sich abgekühlt hat. Die Sonne schien am Morgen aber dennoch und bei äußerst erträglichen Temperaturen konnten wir uns auf den Weg machen. Noch besser war, dass wir zum ersten und einzigen Mal, auf unserer gesamten Tour, endlich Rückenwind hatten. Von Süden kommend, schob er uns vorwärts, sodass man das Gefühl hatte, man würde dem Ziel förmlich entgegen fliegen. Am knapp 15 Kilometer langen Teilstück zwischen Hörnum und Westerland ist die Insel teilweise nur einige hundert Meter breit. Vom Meer gesehen haben wir aber trotzdem nichts, da sich links und rechts meterhoch die Dünen auftürmten. Das störte uns aber überhaupt nicht, da die Dünen über und über mit Heide bewachsen war, die in voller Blüte stand. Ein einmaliger Anblick.
In Hörnum kurz vor dem Start zu unserer letzten Etappe.

Für die Mittagspause gönnten wir uns den mittlerweile gewohnten Luxus des Mittagessens direkt am Meer. Da Sylt dem Festland um einige Kilometer vorgelagert ist, sah die Nordsee hier schon ganz anders aus. Schwappte das Meer am Festland nur ganz bedächtig ans Ufer, gibt es hier eine richtige Brandung. Den sich mit gewaltigem Tosen brechenden Wellen hätten wir auch noch stundenlang zuhören können, wir mussten aber weiter. Am Camingplatz in Wenningstedt holten wir noch Bea’s Tante Annette ab, die uns gern auf den letzten Metern begleiten wollte. Zusammen machten wir uns auf und fuhren weiter gen Norden. Durch endlose Dünenlandschaften ging es immer weiter, bis ein Schild mit der Beschriftung „Ellenbogen“ nach links zeigte. Zum ersten Mal war unser Ziel ausgeschildert und das hat schon ziemlich gekribbelt, weil wir wussten, wie nah wir dem Ende unserer Tour jetzt tatsächlich waren. 
Die Dünenlandschaft zwischen Kampen und List.
Über eine ziemliche Holperstrecke aus Betonplatten ging es auf die Halbinsel am nördlichen Ende Sylts. Nach einigen Kilometern ging es per Rad nicht mehr weiter, da wir über die Dünen durch den Sand bis ans Meer mussten. So mussten wir schweren Herzens unsere treuen Gefährten stehen lassen und zu Fuß weiter gehen. Dabei begegnete uns auch gleich der Leuchtturm List West, das nördlichste Gebäude Deutschlands. Als wir den Strand erreichten, mussten wir uns per GPS voran arbeiten, um den nördlichsten Punkt zu finden. Wir suchten den Strand eine ganze Weile ab. Mehr als einmal dachten wir, wir hätten ihn gefunden, was sich jedoch immer als Irrtum herausstellte. Nach einer guten halben Stunde sahen wir in der Ferne ein winziges Holzschild, das den Sand nur wenig überragte. Zusammen machten wir uns auf den Weg, um zu überprüfen, worum es sich da handelte. Je näher wir kamen, umso aufgeregter wurden wir. Auch, wenn wir die Beschriftung noch nicht lesen konnten, wurden wir uns immer sicherer, dass das der nördlichste Punkt ist. Als wir nur noch wenige Meter davor waren, wussten wir, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Wir hielten einen kurzen Moment inne und gingen die letzten Meter Hand in Hand. Wir standen tatsächlich am nördlichsten Punkt Deutschlands, dem Ziel unserer Tour!
Der Leuchtturm List West - Das nördlichste Gebäude Deutschlands.
So oft hatten wir uns ausgemalt, wie es wohl sein könnte, wenn wir unser Ziel erreichen würden. Wir rechneten mit großer Freude. Doch statt überschwänglicher Euphorie verspüren wir viel eher Dankbarkeit und Demut. Dankbarkeit dafür, dass wir eine so wunderbare Zeit als Familie genießen durften, die uns noch enger zusammengeschweißt hat und von der wir sicherlich den Rest unseres Lebens erzählen werden. Dass wir gelernt haben, wie wenig es tatsächlich braucht, um glücklich und zufrieden zu sein. Dass wir in der Lage sind, alle Hindernisse und Unwägbarkeiten meistern zu können, seien sie auch noch so groß. 
Auf der Suche nach dem nördlichsten Punkt.
Schon jetzt verbringen wir viel Zeit damit, die Erlebnisse der letzten Wochen für uns einzuordnen. Wir sind gespannt, was in den kommenden Tagen noch alles passieren wird. Wenn wir alles ein wenig sacken lassen konnten, werden wir hier in einigen Tagen ein Fazit zu unserer Tour und unseren Erlebnissen auf Sylt schreiben. Außerdem wird es danach noch einige Berichte zu bestimmten Themen geben, mit denen wir die Erkenntnisse, die wir aus unserer Tour gewinnen konnten, zur Verfügung stellen möchten. Dabei soll es rund um die Themen Radreise, Familie und auch beides zusammen, gehen. Fürs Erste werden wir aber unseren Triumph in vollen Zügen genießen!

Eure Deutschland-Durchquerer Bea, Friedrich & Christoph

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Kommentare: 7
  • #1

    Julia & Henrik (Sonntag, 29 Juli 2018 23:13)

    Super, toll ihr habt’s geschafft. Gratulation ;)

  • #2

    Susanne (Sonntag, 29 Juli 2018 23:36)

    Ihr habt es geschaft, Gratulation!!! Ihr könnt wirklich sehr Stolz auf euch sein. Ich freue mich mit euch. Habt noch ein paar schöne Tage auf Sylt und genießt euern Triumph. Es hat sehr viel Spaß und Freude gemacht eure täglichen Berichte zu lesen.

  • #3

    Margret (Montag, 30 Juli 2018 07:12)

    Herzlichen Glückwunsch. Hut ab vor eurer Leistung und vielen Dank für eure Berichte. Ich kann mich Susanne nur anschließen, eure täglichen Berichte haben viel Spaß gemacht. Ich wünsche euch noch eine schöne Zeit auf Sylt und eine gute Rückreise.

  • #4

    Janna (Montag, 30 Juli 2018)

    Toll - herzlichen Glückwunsch zu dieser Leistung!
    Genießt eure Zeit auf Sylt und lasst es euch gut gehen!
    Liebste grüße

  • #5

    Anna (Montag, 30 Juli 2018 22:42)

    Herzlichen Glückwunsch! Ihr seid echt ziemlich cool und könnt verdammt stolz auf Euch sein!!! Liebe Grüße von Anna, Paul und Fritzi

  • #6

    Sabine und Lothar, die Eltern von lotte und langjährige Nachbarn vom Campingplatz in Kampen (Donnerstag, 02 August 2018 17:55)

    Liebe Bea und lieber Christoph wir haben uns so gefreut euch in Kampen zu treffen und auch Friedrich persönlich kennen zu lernen! Ihr habt wirklich einen Traum Euch erfüllt! Das ist toll! Wir freuen uns mit Euch, dass ihr dieses Abenteuer in Angriff genommen und so wunderbar gemeistert habt!herzliche. Glückwünsche von Sabine und lothar!

  • #7

    Anja (Donnerstag, 02 August 2018 23:15)

    Eigentlich wurde bereits alles gesagt und dennoch: herzlichen Glückwunsch zum Erreichen eures Zieles. Das habt ihr großartig gemacht- Respekt und Anerkennung!! Genießt die euch noch verbleibende Zeit und kommt gesund und munter zurück nach Hause. Eure Berichte waren toll- vielen Dank, dass wir ein Teil eurer Tour sein durften.